Gebäude in der erweiterten Realität
Im Dresdner Stadtteil Gorbitz entsteht ein neues Wohn- und Geschäftshaus als urbaner Hybrid mit 179 Mikro-Apartments für Studierende in den Obergeschossen, Fitnessstudio im ersten Obergeschoss, Einkaufsmarkt und Café im Erdgeschoss, sowie Fahrrad- und E-Auto-Stellplätzen im Untergeschoss. Wir berichteten in der Projekte + Akteure Ausgabe 33/2021 über unsere Planungen. Zum Tag der Architektur im Juni 2022 stellte IPROconsult das Projekt auf besondere Weise vor: Mittels Tablet zeigte BIM-Manager Christoph Großmann, welche einzigartigen Ansichten mit Augmented Reality möglich sind. „Wir setzen diese Präsentationsmethode ein, um einen besseren Eindruck des Gebäudes zu erhalten und um gerade bei der Gestaltung Klarheit zu schaffen“, erklärt Weiwei Liang, BIM-Gesamtkoordinatorin bei IPROconsult. „Ziel ist es, unsere eigenen Planungen noch weiter zu verbessern und leichter mit dem Bauherren abstimmen zu können.“
AR oder VR?
Voraussetzung für beide Technologien ist eine Planung in 3D, beispielsweise mit der bei IPROconsult verwendeten Planungssoftware Revit. Mit einem Plug-in und einigem technischen Aufwand entstehen aus den Planungsdaten Bilder, die auch Laien das dreidimensionale Betrachten des späteren Bauwerks ermöglichen.
Augmented Reality …
… zu Deutsch erweiterte Realität, abgekürzt AR. Beim Betrachten der realen Umgebung werden mit Hilfe eines mobilen Endgeräts, wie Tablet oder Smartphone, zusätzliche Informationen eingeblendet. Damit ist es möglich, ein geplantes Gebäude in der realen Welt zu betrachten. Entweder im Maßstab 1:1 auf der „grünen Wiese“ oder maßstäblich verkleinert auf einem Präsentationstisch. Das AR-Modell soll zukünftig auch auf der Baustelle eingesetzt werden, um das Geplante mit dem Gebauten zu vergleichen und somit Mängel schneller feststellen zu können.
Virtual Reality ...
… also virtuelle Realität, abgekürzt VR. Mittels einer VR-Brille und einer entsprechenden Software wird der Anwender in eine Art Simulation versetzt, eine immersive, virtuelle Realität. Das Modell kann schrittweise begangen werden, es können Bauteilinformationen, wie Brandschutzeigenschaften, abgerufen werden und man bekommt einen räumlichen Eindruck des geplanten Gebäudes.
Urbane Aufwertung zum Auftakt
Die gesamte Planung präsentierte Projektleiter Ferdinand Eichler zum Tag der Architektur: Der Neubau bildet den Auftakt für die Gorbitzer „Höhenpromenade“ – was zu einer urbanen Aufwertung des angrenzenden Amalie-Dietrich-Platzes sowie des Leutewitzer Rings führen soll. Dafür wurde neben großzügigen Eingangsbereichen zu beiden Seiten auch ein ebenerdiger Durchgang geplant. Das Erdgeschoss wird mit einer Metallfassade bekleidet. Über diesen urbanen Sockel wird ein H-förmiger Block gesetzt, welcher die Mikro-Apartments aufnimmt. Dazwischen liegt ein überhöhtes Mezzaningeschoss, das durch eine einheitliche, verglaste Gestaltung eine Fuge zwischen Sockel und Hauptbaukörper bildet. Der Hauptbaukörper mit den Apartments wird nach Süden zum angrenzenden Platz hin geöffnet. Der Baukörper wird im Attikabereich geschlossen und die Öffnung begrünt. Dieses „grüne Fenster“ fasst zum einen den Innenhof der Apartments und gibt zum anderen dem Platz die städtebauliche Kante. Im Juni 2023 soll die Übergabe an den Bauherrn erfolgen. „Dank intensiver und regelmäßiger Abstimmungen zwischen Bauherrn, Generalunternehmer, Stadt und IPROconsult konnten wir unser architektonisches Konzept fast 1:1 umsetzen“, erklärt Eichler.
BIM + 3D = Mehrwert
„Der Mehrwert, den eine dreidimensionale Planung und die Umsetzung in ein 3D-Modell bei der Abstimmung bringt, ist enorm“, betont der Projektleiter. Auch dieses Gebäude plante IPROconsult daher nach der Methode BIM komplett in 3D, was zunächst mit einem höheren Aufwand verbunden ist. Dem gegenüber steht jedoch der Vorteil, dass das Planungsteam, bestehend aus Marcus Stevens, Ahmad Tahlawi, Claudia Pohle, Beate Fräsdorf und Susanne Weidelt, an einem einzigen Projektmodell (Zentralmodell) arbeiten konnte. Und ein Blick auf das Rendering, für welches das erstellte 3D-Modell genutzt wurde, und das tatsächlich gebaute Ergebnis zeigt, dass sich die Arbeit lohnt. Mit dieser Herangehensweise kann effizienter geplant und kommuniziert werden, was nicht zuletzt zu einer Kosteneinsparung führt.