Alleskönner in Leipzig Connewitz
Im Leipziger Stadtteil Connewitz entstand nach Planungen von IPROconsult ein Wohn- und Geschäftshaus mit Apartments, Tiefgarage, Spielplatz auf dem Dach und einem Discounter im Erdgeschoss.
Anspruchsvolles Projekt mit kurzer Terminkette
In der Bornaischen Straße in Leipzig galt es, eine Baulücke in der ortsüblichen Zeilenbebauung zu schließen. Die Devello Capital AG mit Sitz im Ostseebad Scharbeutz beauftragte für Architektur, Brand-, Wärme- und Schallschutz sowie die Verkehrs- und Freianlagenplanung erneut IPROconsult in Dresden. U.a. bei der jüngsten Sanierung des Hertie-Warenhauses in Neustadt an der Weinstraße und beim Wohn- und Geschäftshaus in Dresden Gorbitz, einem "urbanen Hybriden", hatte der Auftraggeber gute Erfahrungen mit dem Generalplaner gemacht.
Das Team um Projektleiter Holger Baalhorn und Architektin Edeltraud Ringel nahm die kurze Terminkette an und plante in einem Vierteljahr den Neubau mit einer Bruttogeschossfläche von 11.400 Quadratmetern nach KfW-55-Standard als Niedrigenergiehaus. Sogar die Flächen des Discounters entsprechen diesem Standard. Auch die anspruchsvolle Fördermittelberatung übernahm IPROconsult.
„Bei der Zonierung der Fassade orientierten wir uns aus Denkmalgründen an dem umgebenden Bestand“, erläutert Holger Baalhorn. Eine Ladenzone mit Backshop erstreckt sich über das gesamte Erdgeschoss, darüber liegen Wohnungen in vier Regelgeschossen mit farbig abgesetzten Fensterfaschen. Die dritte Zone bildet das Dachgeschoss mit weiteren Wohnungen. Unter dieser Zeilenbebauung plante das Team eine Tiefgarage. „Leipzig sieht in seiner Stellplatzsatzung deutlich weniger Pkw-Stellplätze vor als andere Städte“, erläutert Edeltraud Ringel. „Daher kamen wir mit 44 Pkw- und 194 Fahrradstellplätzen aus, die vorwiegend in der Tiefgaragenebene untergebracht sind.“
Optimale Flächennutzung
Besonders stolz sind die Architekten auf die effizient geplanten Mikro-Apartments: 147 dieser Wohneinheiten umfassen 21 Quadratmeter mit kleinem Duschbad, Küchenzeile und Wohnraum. 30 Apartments wurden barrierefrei auf 25-30 Quadratmetern geplant. Der Projektleiter erklärt: „Am Grundriss der Single-Apartments haben wir lange getüftelt, um das Optimum bei der Flächennutzung herauszuholen und beispielsweise die Versorgungsschächte so klein wie möglich zu halten.“ Heraus kam ein ausgeklügelter Plan, der mit ökologischen Materialien realisiert wurde. Auf der Rückseite der Zeilenbebauung entstand ein gebogener zweistöckiger Gebäudeflügel über dem großen Netto-Markt. Er fasst den Spielplatz auf dem Discounter-Dach und gibt dem Komplex einen Hofcharakter. „Mit dieser Lösung ist es uns gelungen, einen ruhigen und geschützten Innenhof zu kreieren mit einem sicheren Spielplatz fernab vom dichten Verkehr im Stadtteil“, sagt Baalhorn.
Frischluft und Ruhe
Trotz der effizienten Flächennutzung schaffen die Apartments ein angenehmes Raumgefühl. Helle, große Räume entstanden – auch im Dachgeschoss. Eine weitere Herausforderung für die Architekten bildete die Fassadengestaltung: Im Denkmalschutzgebiet sollte sie sich harmonisch in den Bestand einfügen. Intensive Abstimmungen mit dem Amt führten letztlich zu einer wohlproportionierten Lösung mit einer stringenten Lochfassade. Fenster und Fassade mussten wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der Bornaischen Straße zudem einen wirksamen Schallschutz aufweisen. Außenluft-Durchlässe mit entsprechendem Schallschutz gewährleisten eine angenehme Raumluft und Ruhe vor dem Straßenlärm. Bei der Planung wurde besonderes Augenmerk auf studentische Ansprüche gelegt: Im Erdgeschoss befinden sind ein Foyer sowie ein Gemeinschaftsraum zur variablen Nutzung. Die darüber liegenden Wohngeschosse bieten ebenfalls Platz für Gemeinschafts- und Waschmaschinenräume.
Geheizt wird der Neubau mit Fernwärme. Das Umverlegen der hierfür nötigen Leitung verzögerte den Baustart. Ein Einbruch und Vandalismusschäden kurz vor der Eröffnung führten hingegen nur zu kurzen Verzögerungen. Ende September 2023 zogen die ersten Studierenden ein und der Discounter eröffnete kurz danach. In der Folgezeit – so sieht es auch der Bauantrag vor – soll von lokalen Street-Artist-Künstlern ein Konzept zur Gestaltung der Erdgeschossfassade erarbeitet werden. Devello hatte bereits vor der Eröffnung Kontakt aufgenommen zur örtlichen Graffiti-Szene, um eine ansprechende Gestaltung zu schaffen und gleichzeitig wilde Sprühaktionen zu verhindern.