Brandschutz für's Akku-Recycling
IPROconsult erstellte das Brandschutzkonzept für Ecobat, einen internationalen Konzern, der wertvolle Rohstoffe unter anderem aus gebrauchten Elektrofahrzeug-Akkus recycelt.
Das Ziel: Erhöhung der Produktionskapazität
„Recycling minimiert die Notwendigkeit, mehr Ressourcen aus der Erde zu extrahieren, verlängert die Lebensdauer endlicher Ressourcen und stellt eine kontinuierliche Versorgung sicher“, heißt es auf der Website von Ecobat. Der Konzern mit Sitz im amerikanischen Dallas hat in Europa ein geschlossenes Recyclingsystem etabliert. Neben Sammlung, Demontage und Diagnose bietet Ecobat auch Zerkleinerungs- und Sortierdienste an, die eine effiziente Recyclingfähigkeit kritischer Materialien in Lithiumbatterien ermöglichen und Schwarzmasse für die anschließende Hydromet-Verarbeitung erzeugen.
Für den einzigen deutschen Standort in Hettstedt im östlichen Harzvorland beauftragte die Ecobat Solutions Europe GmbH IPROconsult im Februar 2022 mit der Erstellung eines Brandschutzkonzepts für zwei bestehende Produktionshallen im Rahmen eines BImSch-Genehmigungsverfahrens (Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz) zur Erhöhung der Produktionskapazität. Ein weiteres Konzept umfasst eine neu zu errichtende Leichtbauhalle für zusätzliche Lagermöglichkeiten für Module und Batteriesysteme aus Elektrofahrzeugen sowie einen Büro-Container. In einem ersten Schritt prüften Laura Schneider-Wienerl, Teamleiterin Brandschutz bei IPROconsult, und Justus Tiepmar als Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz das bereits bestehende Brandschutzkonzept, die aktuellen Bauvorschriften in Sachsen-Anhalt und die geplanten Veränderungen am Standort.
Gewinnung Seltener Erden sowie anderer Metalle
Auf das Betriebsgelände von Ecobat werden Transportbehälter mit gebrauchten Akku-Modulen, sogenannte Paloxe, angeliefert und in der Leichtbauhalle in Regale einsortiert. Später werden die Module aus den Paloxen entnommen und das Füllmaterial getrennt, ehe man die Elektrofahrzeug-Module demontiert. Hierbei zerlegen die Beschäftigten das Gehäuse manuell, trennen Steuerungselektronik und Kabel von der eigentlichen Batterie. Die einzelnen Fraktionen wie Stahl, Aluminium, Kupferkabel oder Elektro-Schrott werden erfasst und verwertet. Anschließend legt man die in den Modulen enthaltenen Lithium-Ionen-Batterien und kleinen Akkus in Abklingbehälter mit Natronlauge. Diese Behälter befinden sich auf einem separierten überdachten Teil auf dem Werksgelände. Danach geht es an die Zerkleinerung in den Hallen. Die Rückstände können nunmehr gefahrlos einem dafür zugelassenen Verwertungsunternehmen übergeben werden, um die seltenen Erden sowie andere Metalle zu trennen und aufzubereiten.
Berücksichtigt wurden bei der Brandschutzbetrachtung die Regelungen der Bauordnung für Sachsen-Anhalt (BauO LSA): Gemäß § 50 dieser Bauordnung können für bauliche Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung spezielle Anforderungen gestellt oder auch Erleichterungen gestattet werden. Das Brandschutzkonzept beinhaltet daher Maßnahmen zur Einhaltung der geltenden öffentlich-rechtlichen Vorschriften von Sachsen-Anhalt. Darüber hinausgehende Belange des Sachschutzes, interne Richtlinien des Auftraggebers sowie arbeitsschutzrechtliche Aspekte sind hingegen nicht Bestandteil des Brandschutzkonzepts. Für Industriebauten kann von der Musterrichtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (MIndBauRL) Gebrauch gemacht werden, wenn die Bauten der Produktion oder Lagerung dienen. Industriebauten, die den Anforderungen der MIndBauRL entsprechen, erfüllen die Schutzziele der BauO Sachsen-Anhalt.
Brandschutzkonzepte ohne Auflagen durchgegangen
Die Brandschutztechnische Bewertung erfolgte nach der Industriebaurichtlinie. Bedingungen für die späteren Planungen des Architekten sind in dem Brandschutzkonzept enthalten, beispielsweise für den Rettungsweg. Zudem erstellte das IPROconsult-Team Brandschutzpläne, die dem Bauantrag ebenfalls beizufügen waren. Der Betreiber installierte ein Infrarot-Kamerasystem in den Hallen, um Brände zu verhindern und Schwelbrände sowie Glutnester frühzeitig erkennen zu können. Diese zusätzliche vom Auftraggeber gewünschte Maßnahme ist bei diesem Objekt bauordnungsrechtlich nicht notwendig und dient lediglich dem Sachschutz. Bei der unabhängigen Überprüfung der Brandschutzkonzepte durch eine freie Prüfingenieurin wurden keine zusätzlichen Auflagen erteilt. „Das gesamte Projekt lief reibungslos und wir konnten es zur Zufriedenheit von Ecobat im Dezember 2022 abschließen“, resümiert Justus Tiepmar.