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Visualisierung des ZEISS Anbaus in Dresden
ProjektLesedauer 4:44 Minuten
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Exakte Kubatur für flexible Nutzung
 

Das Technologieunternehmen ZEISS Digital Innovation (ZDI) erweitert seinen Digitalstandort Dresden. Das denkmalgeschützte Firmengebäude erhält bis zum Jahr 2024 einen modernen Anbau, der den Anforderungen der neuen Arbeitswelten entsprechen soll. Mit viel Fingerspitzengefühl fand IPROconsult im Planungsprozess stets Lösungen, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht wurden.

Anpassung an neue Arbeitswelten

In direkter Nähe zur Technischen Universität Dresden entsteht derzeit ein Anbau, der es in sich hat: „Für die Zeiss Digital Innovation galt es, ein Gebäude mit einer flexiblen Nutzung zu entwickeln, das sich jederzeit an die sich rasant ändernden Arbeitsbedingungen anpassen lässt“, erklärt Projektleiter Holger Baalhorn von IPROconsult. Der Neubau nimmt die Kubatur des Bestandsgebäudes auf und vollendet die städtebauliche Struktur: die Gliederung in Sockel, Normalgeschoss und Mansarddach, ebenso die Firsthöhe, Geschossigkeit und Oberkanten der Fenster werden fortgeführt. Die äußere Gestalt kommt allerdings in einer modernen Ausführung daher: Die Fassade und das Dach sind mit hochwertigen Aluminium-Fassadenelementen bekleidet, die großzügigen Fensterbänder werden durch senkrechte Sonnenschutzlamellen gegliedert. Die dadurch moderne Anmutung folgt dem Anspruch des Auftraggebers als modernes innovatives Unternehmen am Schnittpunkt zwischen Universität und Praxis.

Die Lehren aus der Corona-Zeit flossen mit ein in die Planung: schnelle Veränderungen der Arbeitswelt, zunehmende Digitalisierung und andere Formen der Zusammenarbeit. So entwarf die stellvertretende Projektleiterin Edeltraud Ringel als planende Architektin beispielsweise in den oberen Geschossen viele moderne Arbeitsräume mit mobilen, schallgedämmten Trennwänden sowie großformatigen Bildschirmen für standortübergreifendes, vernetztes Arbeiten in verschiedenen Teams. Das gesamte Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern entwickelt, wodurch zum Beispiel sehr unterschiedliche große multifunktionale Arbeitsräume entstanden. Die Infrastruktur passt sich der flexiblen Nutzung an: Im Doppelboden aus aufgeständerten modularen Bodenelementen lassen sich nachträglich sehr einfach Kabel um- oder neu verlegen.

Abgehängte Deckensegel aus Lochblechen sorgen für Heizung und Kühlung. Eine Fußbodenheizung wäre aufgrund des Doppelboden-Aufbaus zur flexiblen Nutzung nicht möglich gewesen.
Abgehängte Deckensegel aus Lochblechen sorgen für Heizung und Kühlung. Eine Fußbodenheizung wäre aufgrund des Doppelboden-Aufbaus zur flexiblen Nutzung nicht möglich gewesen.

Ein Projekt, viele Ansprüche

Eine Herausforderung war die Gestaltung des Anbaus in Einklang zu bringen mit den verschiedenen Anforderungen von Nutzer, Bauherr, Stadtplanungsamt, Gestaltungskommission, Denkmalschutzamt und Bebauungsplan. Der Bauherr wollte ein modernes, zurückhaltendes Gebäude, das die Technologienähe widerspiegelt. Der Bebauungsplan gab eine eher konservative Gestaltung, Materialität und Dachform sowie eine Außenfassade mit relativ kleinen Fenstern vor. Die städtische Gestaltungskommission wünschte sich einen mutigen Neubau, der städtebauliche Akzente setzte – wohingegen der Denkmalschutz auf eine zurückhaltende Gestaltung und Sandsteinfassaden Wert legte, die sich dem historischen Altbau unterordnet. „In vielen Gesprächen und Verhandlungen ist es uns letztlich gelungen, immer wieder Vorschläge und Lösungen zu erarbeiten, mit denen alle Beteiligten sehr zufrieden waren“, erzählt Baalhorn. „Herausgekommen ist ein attraktiver Neubau, der mit einer modernen Aluminium-Vorhangfassade und einer dadurch möglichen präzisen Kubatur den technischen Aspekt der Nutzung widerspiegelt.“ Das Bauwerk wird nicht nur den linken Schenkel des Gebäudeensembles komplettieren, sondern stellt mit seiner Fassaden-Zonierung auch einen gestalterischen und städtebaulichen Bezug zu seiner Umgebung her.

Der Projektleiter betont: „Die Planung war ein herausfordernder Prozess, den wir aber durch eine enge Abstimmung mit allen Beteiligten in relativ kurzer Zeit zu einem gelungenen Ergebnis führen konnten. Von Anfang an holten wir alle Parteien ins Boot geholt – bis hin zur Wirtschaftsförderung, die ein gesteigertes Interesse an der Ansiedlung von hundert neuen Arbeitsplätzen hatte.“ Planungsbeginn war im Februar 2021, Baubeginn im Herbst 2022, der Rohbau soll im Sommer 2023 stehen, der Fertigstellungstermin ist für das erste Quartal 2024 geplant. Dank der von Andrea Schreiber als Zeichnerin schnell umgesetzten Planungen nach der Methode BIM, konnten in Besprechungen auch immer wieder 3D-Modelle herangezogen werden, um Details zu besprechen und Einvernehmen zu erzielen.

Die Baustelle im Frühjahr aus der Vogelperspektive
Die Baustelle im Frühjahr aus der Vogelperspektive

Stahlbeton mit Alucobond-Fassade

Das gesamte Gebäude inklusive des Dachs wird in Stahlbeton errichtet. Die Fassaden der Obergeschosse erhalten eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus langlebigen Alucobond-Kassetten mit ökologischer Mineralwolldämmung. Die Fassade wird farblich von dunkel zu hell im Dachgeschoss abgestuft und der Bronzefarbton schafft den Bezug zum denkmalgeschützten Bestandsgebäude. Die bis über den First gezogene, hinterlüftete Vorhangfassade verhindert nachhaltig das Aufheizen des Gebäudes im Sommer. Außerdem ergibt sich wegen der nicht nötigen Dachüberstände und einheitlichen Materialität eine exakt geradlinige, technisch wirkende Außenhülle.

Im Bebauungsplan waren wegen der Lage an einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße Fenster mit hoher Schallschutzklasse gefordert, die auf Grund der Lärmbelastung nicht geöffnet werden können. Daher entschied sich das Planungsteam für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Da das Gebäude zudem ans Fernwärmenetz angebunden ist, verfügt es über eine herausragende Energiebilanz. Ein wichtiges Element entwarfen die Haustechnik-Ingenieure: abgehängte Deckensegel aus Lochblechen sorgen für Heizung und Kühlung. Eine Fußbodenheizung wäre aufgrund des Doppelboden-Aufbaus zur flexiblen Nutzung nicht möglich gewesen. Auch die Lüftungskanäle fanden ihren Platz hinter der Abhängung. Gleichzeitig dienen die Deckensegel als Absorptionsflächen für Schall.

Jede Etage erhält eine Anbindung an den Altbau. Die modernen Arbeitsräume sind mit mobilen, schallgedämmten Wänden getrennt.
Jede Etage erhält eine Anbindung an den Altbau. Die modernen Arbeitsräume sind mit mobilen, schallgedämmten Wänden getrennt.

Große Nutzfläche und viel Lob

Eine Überraschung erlebten die Planer beim Aushub der Baugrube: Das Fundament unter der Altbau-Giebelwand war anders ausgeführt worden, als auf den Bestandsplänen ersichtlich. So musste schnellstens eine Unterfangung des Bestandsgiebels geplant werden. Ansonsten lief die Bauphase jedoch reibungslos, was den Bauherrn zu dem einen oder anderen Lob verleitete. Mit dazu beigetragen hat auch das Bestreben der Architekten, eine möglichst große und effiziente Nutzfläche zu planen. 350 Quadratmeter wurden es pro Geschoss – in Summe rund 2.300 Quadratmeter. Jede Etage erhält eine Anbindung an den Altbau und der neue gemeinsame Haupteingang befindet sich zukünftig auf der Hofseite des Gebäudeensembles. Das tieferliegende Erdgeschoss erhält ein Foyer mit Empfang und Besprechungsraum sowie verschiedene Arbeitsräume. „Es wird einfach ein schönes Gebäude“, findet Projektleiter Holger Baalhorn.

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