Urbanes grünes Quartier zum Arbeiten und Wohnen
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Moorgürtel entwickelt die IBA Hamburg in den nächsten Jahren ein neues Wohn- und Arbeitsquartier mit Gewerbegebiet. Die Fischbeker Reethen im Südwesten der Hansestadt sollen ein lebendiges, urbanes und grünes Quartier werden, in dem naturverbundenes Wohnen und innovative Arbeitswelten nebeneinander möglich sind. Die Nähe zur S-Bahn Fischbek und verschiedene Angebote für das tägliche Leben sollen dazu beitragen, dass das rund 70 Hektar große Quartier als „walkable City“ mit reduziertem Autoverkehr erschlossen werden und damit ein gutes Netzwerk für Radfahrer und Fußgänger bieten kann.
Bei der Gebietsentwicklung stehen Wohn- und Gewerbenutzungen in etwa gleichwertig nebeneinander. Nördlich sehen die Pläne eine „Gründerstraße“ vor, an der entlang neue Mischformen von Gewerbe und Wohnen möglich werden. Für die Gewerbeflächen entlang der Bahnlinie sind u. a. wissens- und forschungsintensives Gewerbe sowie Handwerk vorgesehen. Insgesamt entstehen in den Fischbeker Reethen rund 2.300 neue Wohneinheiten in unterschiedlichen Typologien. Rund die Hälfte aller Wohneinheiten soll öffentlich gefördert bzw. im preisgedämpften Mietwohnungsbau entstehen. Zusätzlich sind auch soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten, eine Schule und ein Sportplatz geplant. Die IPROconsult ist mit der Planung und Bauüberwachung der Verkehrsanlagen und der Oberflächenentwässerung beauftragt worden.
Rund 4.500 m Straßen samt Nebenanlagen
Das Gebiet befindet sich in einer Wasserschutzzone. Es liegt ein hoher Grundwasserstand vor. Der Baugrund ist bis auf Torfbereiche versickerungsfähig. Es soll, wo möglich, versickert werden. Vor diesem Hintergrund entsteht ein komplexes Zwangspunktszenario, welches insbesondere bei der Festlegung von Höhenlagen der Straßen und Wege, der Entwässerungseinrichtung sowie Baugebiete viele Abhängigkeiten zeigt. Die Oberflächenentwässerung wurde zudem derart konzipiert, dass sie nahezu ohne Sielleitungen auskommt und fast ausschließlich oberflächennah entwässert (Versickerungsmulden, Ableit- und Retentionsgräben, Kastenrinnen). Alle Abflüsse werden, wenn sie nicht versickert werden, über zu planende Drosselbauwerke in die Vorfluter geleitet. Neben dem schon existierenden und in das Gesamtkonzept eingebundenen Fließgewässer Rethenbek wird das Gebiet vom geplanten sogenannten Grün-Blauen Band durchzogen. Das Grün-Blaue Band übernimmt neben der wichtigen gestalterischen Funktion auch Entwässerungsfunktionen für die angrenzenden Baugebiete.
Im Zentrum des Gebietes wird ein Teich angelegt, der insbesondere gestalterische Funktionen hat, entwässerungstechnisch muss jedoch rechnerisch sichergestellt sein, dass auch vor dem Hintergrund der Klimaveränderung das Wasser als gestalterisches Element zur Verfügung steht.
Insgesamt sind rund 4.500 m Straßen samt Nebenanlagen zu planen. In den Nebenanlagen liegen Gehwege, Radwege, Parkplätze für Pkw, Lkw und Behinderte sowie Fahrradparkplätze einschließlich Lastenfahrräder. Zudem werden auch selbständig geführte Geh- und Radwege geplant. Dabei handelt es sich um Mischverkehrsflächen, kleine Wohngebietsstraßen, verkehrsberuhigte Bereiche mit Einengungen und Querungsstellen, aber auch Gewerbeerschließungsstraßen mit einer Breite von 6,50 m. Zudem sind zwei Buslinien mit Haltestellen zu berücksichtigen. Die Anbindung des Gebietes an das öffentliche Straßennetz erfolgt über zu planende vierarmige Knotenpunkte an der B 73 (vierstreifig).
Diese wird zu diesem Zweck ausgebaut und mit neu geplanten Lichtsignalanlagen ausgestattet. Das gesamte Gebiet erhält eine Beleuchtung deren Positionierung zu planen ist. Im Bereich der geplanten Kommunaltrasse (befahrbar nur für Busse und Radfahrer), ist eine Lärmschutzwand vorzusehen. Zur Anbindung des Erschließungsgebietes wird zusätzlich eine Radwegverbindung zur S-Bahnhaltestelle Fischbek einschließlich einer Fahrradabstellanlage geplant.
Im Planungsgebiet sind geschützte Biotopbereiche zu beachten. Wegen des Vogelschutzgebietes im angrenzenden Moorgürtel wird ein sogenannter Vogelschutzgraben geplant, der streunende Katzen zurückhält.
Für das gesamte Gebiet wird ein Überflutungsnachweis erstellt. Im Rahmen dieser Planung sind die Ergebnisse der Starkregenanalyse sowie die hohen, außerhalb des Planungsbereiches anfallenden, Gebietszuflüsse der Rethenbek zu berücksichtigen. Die neueste Entwicklung erfordert eine Anpassung der Planung, da das Erschließungsgebiet eine Stadtteilschule aufnehmen muss.