Die Jugendherberge wurde in der „Alten Schösserei*“ direkt neben Schloss Hartenfels eingerichtet. Sie bietet seit 2020 insgesamt 124 Übernachtungsplätze.
Die alte Schösserei in Torgau wurde von den 70er bis in die 90er Jahren als Medizinische Fachschule genutzt und teilweise entsprechend umgebaut. Der Südflügel des Gebäudekomplexes stand sehr lange leer. Der Nordflügel wurde bis zuletzt durch das benachbarte Museum, teilweise als Lager, genutzt.
* Schösserei?
Schoss war eine in Nord- und Mitteldeutschland gebräuchliche Bezeichnung für Steuern. Die Schösser waren folglich die Beamten, die die Abgaben für den Landes- oder Ortsherrn einnahmen. Sie arbeiteten in Schössereien oder lebten sogar dort.
Hufeisenförmige Hofumbauung mit Öffnung nach Norden
Das Gebäudeensemble besteht aus zwei Gebäudeflügeln, einem dem Schlossgraben zugewandten Südflügel und einem Nordflügel. Beide sind auf der Südseite durch einen Verbindungsgang mit Bogendurchfahrt verbunden. Damit entstand eine hufeisenförmige Hofumbauung mit Öffnung nach Norden. Die Dachgauben des Nordflügels wurden als Hechtgauben analog des historischen Bestandes erneuert.
Die südliche Fassade wies mit den im ersten Obergeschoss vergrößerten Fenstern unvorteilhafte Veränderungen auf, die rückgängig gemacht wurden. Daneben existieren noch sichtbare ursprüngliche Fenstergewände aus der Renaissance, die zur Rekonstruktion der ursprünglichen Fensteröffnungen für die Lage und Detailausbildung der Gewände als Vorbild dienten. Ebenso wurden auch die Fenster- und Türöffnungen auf der Hofseite des Nordflügels weitgehend auf den historischen Zustand zurückgeführt, soweit dies nachweis- bzw. nachvollziehbar war.
Bei den Abbruch- und Sicherungsarbeiten ist gezielt nach historischen Putz- und Farbbefunden gesucht worden. Diese wurden dokumentiert und in Abstimmung mit der Denkmalpflege bewertet. Schließlich ist für alle Fassaden ein Material- und Farbkonzept mit der Denkmalpflege abgestimmt worden. Auf Grundlage der ausgewerteten Befunde wurden die zu planenden Putzaufbau- und Anstrichsysteme sowie die Material- und Farbvorgaben festgelegt.
Die im Nordflügel befindliche Treppe wurde durch ein neues Fluchttreppenhaus ersetzt.
Außenanlagen passend zum denkmalschutzgeprägten Areal
Zum gelungenen Eindruck tragen auch die Außenanlagen bei, mit deren Planung IPROconsult ebenfalls betraut war. Das denkmalschutzgeprägte Areal wurde so umgestaltet, dass die Zugänge weitestgehend barrierefrei erfolgen. Dafür planten die Ingenieure eine Rampe und Treppen in den Eingangsbereichen mit Stützmauern aus Sandsteinblöcken. Dabei kamen die vorhandenen Materialien nach Möglichkeit wieder zum Einsatz. Punktuell wurden Mauern in anderer Bauweise wiedererrichtet, um den historischen Charakter der Anlage zu unterstreichen. Ebenso fanden die zuvor rückgebauten Banksockel mit einer neuen Sitzauflage einen neuen Standort auf dem Gelände. Weiterhin werden Fahrradständer und Fahnenmaste sowie Leuchten in Anlehnung an den historischen Bestand in der Umgebung aufgestellt.