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Hochwasserschutz in Guben
ProjektLesedauer 2:59 Minuten
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Plastinarium vor Hochwasser geschützt

In Guben an der Lausitzer Neiße plante IPROconsult Hochwasserschutzwände und ein Auslaufbauwerk für die einmündende Egelneiße. Dahinter liegen mehrere denkmalgeschützte Villen, Mietshäuser und eine ehemalige Hutfabrik mit einer heute spannenden Nutzung.

Hochwasser gefährdet Altstadt von Guben

Die Bundesstraße war bereits gesperrt, einige Uferstraßen geräumt und das Krankenhaus stand kurz vor der Evakuierung. Viel fehlte 2010 nicht mehr bis zur großen Katastrophe in Guben. Die Kleinstadt liegt direkt an der Lausitzer Neiße, die hier die Grenze bildet und den polnischen Teil – seit 1945 unter dem Namen Gubin – abtrennt. Bereits nach dem Hochwasserereignis von 1981 wurden in Guben Dämme errichtet und erhöht. Diese boten jedoch keinen ausreichenden Schutz mehr vor einem hundertjährigen Hochwasser. Deshalb wurde seit 2018 der Hochwasserschutz unter anderem an der Mündung der Egelneiße und am angrenzenden Industriegebiet verbessert. IPROconsult erhielt vom brandenburgischen Landesamt für Umwelt den Zuschlag für einen kritischen Bauabschnitt: Hier drohte bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis die Überflutung von Teilen der Altstadt.

Von rechts kommt die Egelneiße, an deren Mündung eine Fischaufstiegsanlage und ein Auslaufbauwerk entstanden
Von rechts kommt die Egelneiße, an deren Mündung eine Fischaufstiegsanlage und ein Auslaufbauwerk entstanden

Auslaufbauwerk und Pumpstation

Unter der Projektleitung von Elke Plischke plante das Team von IPROconsult an der Egelneiße zwischen Kugelbrücke und Mündung eine Fischaufstiegsanlage und ein Auslaufbauwerk, das in die Hochwasserschutzanlage entlang der Lausitzer Neiße integriert wurde. Im Hochwasserfall wird dieses Auslaufbauwerk mit einem Schütz gegen die Lausitzer Neiße geschlossen. Eine direkt neben dem Auslaufbauwerk angeordnete Hochwasserpumpstation gewährleistet den Wasserabfluss der Egelneiße aus dem Stadtgebiet in die Lausitzer Neiße. Gleichzeitig wurde eine neue Hochwasserschutzwand ober- und unterhalb der Mündung errichtet.

Die Mündung der Egelneiße mit dem Auslaufbauwerk war ein wichtiger Meilenstein für den Hochwasserschutz in Guben
Die Mündung der Egelneiße mit dem Auslaufbauwerk war ein wichtiger Meilenstein für den Hochwasserschutz in Guben

500 Tonnen Stahl gegen Hochwasser

Im Januar 2020 begann das Freimachen des Baufelds. Am Uferrandstreifen fanden sich Müll und andere Zivilisationsüberreste. Auch eine kleine alte Bücke kam zum Vorschein, die früher zur Fabrikanten-Villa eines großen Hutproduzenten führte. In der Fabrik ist heute das ‚Plastinarium‘ Gunther von Hagens untergebracht, in dem die Präparate für die Körperwelten-Ausstellungen entstehen. Um auch diesen Gebäudekomplex schützen zu können, mussten 500 Tonnen Stahl für den Hochwasserschutz eingebaut werden – davon allein 300 Tonnen Spundwandprofile für die Gründung im Bereich der oberirdisch sichtbaren Stahlbeton-Hochwasserschutzwand. „Das Einrammen der Pfeiler als Teil der Hochwasserschutzwand war für mich schon ein besonderes Ereignis“, erklärt Olaf Hähnel, Leiter Bau- und Projektmanagement von IPROconsult. Jeweils zwischen zwei dieser Pfeiler spannt sich ein Feld des Schutzbauwerks. Die hier acht Meter langen Spundwandbohlen gründen die Schutzwand-Felder. An den Pfeilern sind jedoch Hohlkasten-Spundwandpfähle mit einer Länge von zwölf Metern und einer Masse von je vier Tonnen eingerammt worden.

In der Hochwasserpumpstation wurden zwei Hochleistungspumpen mit einer Gesamtleistung von 800 Liter pro Sekunde installiert, um im Hochwasserfall auch gegen den Wasserstand der Lausitzer Neiße das Wasser der Egelneiße aus dem Stadtgebiet herauspumpen zu können. Die gesamte Steuerungs- und Überwachungstechnik ist in einem Betriebsgebäude neben dem Pumpwerk untergebracht. Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf mehr als sieben Millionen Euro.

Nach der Fertigstellung sind Fischaufstiegsanlage und Auslaufbauwerk der Egelneiße gut zu erkennen
Nach der Fertigstellung sind Fischaufstiegsanlage und Auslaufbauwerk der Egelneiße gut zu erkennen

Feierliche Einweihung

Am 18. Oktober 2023 wurde der neue Hochwasserschutz in Guben feierlich eingeweiht: Anja Boudon, Staatssekretärin im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg, der Vertreter des Landkreises und erster Beigeordneter Olaf Lalk und Gubens Bürgermeister Fred Mahro durchschnitten gemeinsam mit den bauausführenden Firmen ein rotes Band und übergaben die Hochwasserschutzanlage ihrer Bestimmung. „Wir müssen uns auch anschauen, wie wir dem Fluss helfen können, sich selbst zu schützen gegen Jahrhunderthochwasser, die durchaus auch öfter vorkommen können“, betonte die Staatssekretärin. Deshalb wird ein weiterer Bauabschnitt in Guben folgen.

Viel Prominenz kam zur Einweihung
Viel Prominenz kam zur Einweihung
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