Die Stadt Burgstädt ließ für das Rathaus eine Energieberatung nach DIN V 18599 erstellen, in der das energetische Verhalten des Gebäudes analysiert und Maßnahmen an der Gebäudehülle sowie Optimierung der Anlagentechnik auf ihre Wirksamkeit zur wirtschaftlichen Energieeinsparung geprüft wurden.
Es sollte untersucht werden, welche wirksame Maßnahmen zur Energieeinsparung getroffen werden können. Ziel war es Potentiale für Energieeffizienzverbesserungen zu identifizieren, passenden Förderprodukte zu finden und die Wirksamkeit zu bewerten.
Bestandsanalyse im ersten Schritt
Das Rathaus mit Baujahr 1773 besteht aus einem dreigeschossigen Hauptgebäude und zwei zweigeschossigen, um 90° versetzt und parallel zueinanderstehenden Seitenflügeln (Nordflügel und Südflügel). Das Gebäude wird hauptsächlich als Büro- und Verwaltungsgebäude genutzt. Im Nordflügel ist eine Bibliothek untergebracht. Im Südflügel befindet ein großer Ratssaal mit eigener RLT-Anlage. Die Außenwände des Hauptgebäudes bestehen aus Natur steinmauerwerk mit einer Dicken von 80 bis 120 cm. Die Fenster wurden 2001 im gesamten Gebäude, bis auf wenige historische Fenster, ausgetauscht. Besonders die Außenwände, die Fenster, die Decke zum unbeheizten Dach und der Boden verursachen die meisten Wärmeverluste im Gebäude. Etwa zwei Drittel der Wärmeverluste entfallen jedoch auf die Außenwände.
Das Gebäude wird derzeit mit einem 30 Jahre alten Gas-Kessel mit einer sehr ineffizienten Verteilung. Die RLT-Anlage des Ratssaals ist technisch auf dem neuesten Stand. Die Beleuchtung ist bereits zu 50 % auf LED umgestellt. In der Energiebilanz nach DIN V 18599 wurde ein Primärenergiebedarf von ca. 290 kWh/m²a errechnet, der zu 85 % durch die Beheizung verursacht wird. 10 % entfallen auf die Beleuchtung.
Maßnahmen zur Energieeinsparung
Die wichtigste Maßnahme ist der Austausch der Heizungsanlage gegen einen Pellet-Brennwertkessel inkl. Erneuerung der Verteilung. Hiermit kann der Primärenergiebedarf sowie der CO2-Ausstoß um mehr als 75 % gesenkt werden. Alternativ wurde der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit einem Gas-Kessel für die Spitzenlast untersucht. Hierbei könnten nur 26 % Primärenergiebedarf eingespart werden. Diese Variante wurde aufgrund der hohen Investitionskosten nicht zur Umsetzung empfohlen.
Weitere Maßnahmen sind die Dämmung des Daches bzw. der obersten Geschossdecke und der Tausch der restlichen Beleuchtung in LED-Leuchten. Große Einsparungen im Bereich der Wärmeverluste und der Endenergie in Höhe von je 42 % und damit in den Energiekosten könnte eine Innendämmung der Seitenflügel bewirken. Für die Fassade des Hauptgebäudes wurde aufgrund des Sichtmauerwerks und der Tatsache, dass dies ungeeignet ist für Innendämmung, keine Dämmmaßnahme vorgeschlagen. Mit einer Erneuerung der Fenster können die Wärmeverluste um weitere 10 % gesenkt werden. Letztlich wurde eine 200 m² PV-Anlage auf der innenliegenden Dachfläche des Seitenflügels vorgeschlagen, um den Strombedarf des Gebäudes teilweise durch selbst erzeugten Strom decken zu können.
Effizienzgebäude Denkmal ist möglich
Würden alle vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, ließen sich die Energiekosten auf 1/3 reduzieren, 89% Primärenergie und 93 % CO2-Emmissionen einsparen. Es lässt sich das Effizienzgebäude Denkmal erreichen. Jede der Maßnahmen wird zum Zeitpunkt der Berichterstellung mit einem Zuschuss von 20 % der Investitionskosten in der Bundesförderung für Effiziente Gebäude gefördert. Somit amortisieren sich die Maßnahmen Heizungstausch und Innendämmung der Seitenflügel in 4 bzw. 5 Jahren, Beleuchtungstausuch in LED in und PV-Anlage in 10 bzw. 12 Jahren. Die Dämmung des Daches und der Fenstertausch lohnen sich eher, wenn ohnehin andere Arbeiten an diesen Bauteilen ausgeführt werden.
Mit den Ergebnissen der Energieberatung ist die Stadt Burgstädt nun in der Lage die Entscheidung für Sanierungsmaßnahmen mit Berücksichtigung der Wirksamkeit zur Energieeinsparung und der zur Verfügung stehenden Fördermittel zu treffen.